Im Blog “Ich war dabei”, einer Sammlung von Erinnerungen betagter Zeitzeugen, schildert Rosemarie Mueller-Wortmann die Auswirkungen zufälliger Ereignissen, die die Verbindung mit dem Fanz-Stock-Gymnasium zur Folge hatten.
Lesen Sie hier den Beitrag in dem Blog “Ich war dabei”.
Lesen Sie hier den Artikel in der WAZ.
Ursprüngliche Nachricht: “Es wird ein Gewinn für alle sein!
Rosemarie Mueller-Wortmann (91) lebt seit vielen Jahren in Argentinien und bloggt zu geschichtlichen Themen. Sie sah in der “Deutschen Welle” den Beitrag über Digitalisierung und schrieb sofort eine E-Mail an den Schulleiter Andreas Pallack. “Als ich den Namen Franz-Stock-Schule hörte, musste ich daran denken, welche Zufälle sich manchmal ergeben!” schrieb Rosemarie Mueller-Wortmann. Das Franz-Stock-Gymnasium hakte etwas genauer nach.
Würden Sie sich kurz vorstellen?
Ich heiße Rosemarie Mueller-Wortmann und werde im Juli 92 Jahre alt. Ich bin immer noch Deutsche, obwohl ich nun schon 65 Jahre in Argentinien lebe. Als Ausländerin hat man hier überhaupt keine Nachteile, eher im Gegenteil. Ich habe immer nur positive Erfahrungen gemacht. Seit 2002 bin ich Witwe und lebe allein in unserem ehemaligen Sommerhaus in einem Badeort am südlichen Atlantik. Vorher wohnten wir in Buenos Aires.
Was ist Ihnen wichtig?
Das ist eine ganze Menge und hat gewiss auch mit der modernen Technik zu tun, mit der ich mich seit 20 Jahren schon intensiv beschäftige. Ich habe immer viel geschrieben und war glücklich, als ich meine Schreibmaschine gegen einen Computer eintauschen konnte. Danach habe ich bald auch die vielen anderen Möglichkeiten genutzt, die diese Technik bietet, wie grafische Arbeiten, Freizeitbeschäftigungen, Informationssuche, Kommunikation mit aller Welt und neuerdings auch das digitale Lesen. Bisher habe ich auf jedes neue bestellte Buch aus Deutschland bis zu 4 Wochen warten müssen, jetzt dauert das Herunterladen keine 2 Minuten, die Bücher sind billiger und für meine Augen ist das Lesen angenehmer.
Hier will ich gleich auch eine Aufmunterung an alle älteren Leute anbringen, die sich noch vor der neuen Technik fürchten und glauben, dass sie es “nicht schaffen” würden. Alle schaffen es mit Mut und etwas Hilfestellung. Und da sind nun auch die Jüngeren gefragt. Nehmt euch ein bisschen Zeit und habt Geduld mit euren älteren Angehörigen. Es wird ein Gewinn für alle sein!
Worauf sind Sie stolz?
Das ist eine Frage, die man objektiv schlecht beantworten kann. Meine Nachkommen behaupten, sie seien stolz auf mich, weil ich in meinem Alter noch so aktiv bin. Das kann sein, aber das ist ja nur zum Teil meine eigene Leistung. Wenn man das Glück hat, im hohen Alter noch gesund zu sein, kann man auf ein langes und in meinem Fall auch auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken. In meinem Beruf war ich immer sehr zufrieden und habe oft und gern auch zusätzliche Aufgaben übernommen.
Und wirklich stolz bin ich auf meine eigene weitläufige und internationale Nachkommenschaft, 2 Kinder, 6 Enkel und 7 Urenkel, die in aller Welt verstreut leben. Ich habe niemanden von ihnen hier ganz in der Nähe, bin aber doch in ständigem Kontakt mit allen und das macht mein Leben spannend und lebenswert.
Was ist Ihre prägendste Erinnerung an Franz Stock?
Da ist die Antwort kurz, denn ich war ja erst 11/12 Jahre alt, als mein Bruder und ich ganz privat den Erstkommunionsunterricht in der Rue Lhaumont in Paris erhielten. Das war Ende 1934, Anfang 1935. Zuerst hatten wir Pater Ritter, der später Bischof in Brasilien wurde. Ich muss gestehen, der kam uns Kindern schrecklich alt vor und sein Unterricht war langweilig. Manchmal schlief er sogar ein bisschen ein dabei. Dann wurde Pater Ritter durch Rektor Stock abgelöst, der jung und dynamisch war, uns sogar begeisterte. Sein Unterricht war lebendig. Da er aus Neheim stammte wie meine Eltern auch, war er natürlich sehr häufig bei uns zu Gast. Davon hatten wir Kinder natürlich nicht so viel. Ich weiß nur, dass er mit meinem skeptischen Vater sehr viel diskutierte und philosophierte.
Was erwarten Sie von einer Schule, die den Namen “Franz Stock” trägt?
Erst viel später, nach dem Krieg, hörte ich, was Franz Stock so berühmt gemacht hat, und ich habe eine grenzenlose Hochachtung vor seiner großartigen, mutigen und völkerverbindenden Arbeit in Paris. Ich habe meine beiden Brüder im Krieg verloren.
Gerade deshalb erwarte ich von einer Schule, die seinen Namen trägt, dass sie stets für Frieden und Völkerverbindung eintritt und auch den Mut aufbringt, gegen Kräfte aufzubegehren, die das verhindern wollen.
Was wünschen Sie sich?
Genau das, was ich in der vorigen Antwort gesagt habe. Hier von der anderen Hälfte des Planeten sieht man von weitem manchmal gewisse Tendenzen in der alten Heimat, die Sorgen machen. Da wünsche ich mir, dass es dafür keinen Grund gäbe.
Ich wünsche mir Frieden in aller Welt.